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Landwirtschaftliche Beratung und Bildung als Umspannwerk im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie
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Eindrucksvoll haben Vorträge, Workshops und Exkursionen den 275 Teilnehmenden aus 20 Nationen während der Tagung gezeigt, wie Beratung und Bildung eine Vermittlerrolle einnehmen können und Landwirtinnen und Landwirte dabei unterstützen, betriebsspezifische Zukunftsstrategien zu entwickeln.

Schon zu Beginn der Tagung machten Rupert Quehenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Salzburg, und Kammeramtsdirektor Nikolaus Lienbacher, in ihren Vorträgen deutlich, wie groß die aktuellen Herausforderungen für die Landwirtschaft sind. Die Versorgung mit gesunden Lebensmitteln, die Erhaltung der Biodiversität und Artenvielfalt, eine gepflegte Kulturlandschaft für Freizeit und Erholungszwecke und vieles mehr soll die Landwirtschaft berücksichtigen, so Quehenberger. Dass diese Leistungen auch Kosten verursachen und dass die Betriebe ein Einkommen erwirtschaften müssen, werde dabei häufig übersehen. Doch mehr Ökologie geht nur gegen Bezahlung, meint Lienbacher. Regionale Produkte müssen gekauft und Umweltleistungen bezahlt werden. Österreich hat sich schon vor vielen Jahren auf den Weg zu einer ökologisch verträglicheren Landwirtschaft gemacht; daher sind die Bedingungen gut für einen solchen Systemwechsel. Dazu trägt auch bei, dass von den 162.000 Betrieben, die zu 55 Prozent im Nebenerwerb geführt werden, rund 23.000 Betriebe biologisch bewirtschaftet sind.

Gemeinsam mit der IALB-Tagung fand die 8. EUFRAS-Konferenz (European Forum for Agricultural and Rural Advisory Services) und das Treffen des SEASN (South Eastern Europe Advisory Service Network) statt.

Wie die Europäische Union nach 2020 mit den Maßnahmen zur Gemeinsamen Agrarpolitik den Umwelt- und Klimaschutz unterstützen will und Geld in neue Ideen fließen soll, stellte Valentin Opfermann, Europäische Kommission DG Agriculture and Rural Development, in seinem Vortrag vor. Geld allein reicht allerdings nicht aus, um Menschen zu motivieren.

Diversifikation

Dass neben Wachstum noch viele andere unternehmerische Ziele Platz haben, zeigte auch Leopold Kirner von der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik (HAUP) in Wien in seinem Vortrag. Seine Berechnungen ergaben, dass Betriebe mit Diversifikation, die über das klassische Businessmodell hinaus wirtschaften, sehr gut mit Betrieben ohne Diversifikation mithalten können und teilweise sogar wirtschaftlich besser dastehen.

Wie erreichen Landwirtinnen und Landwirte eine erfolgreiche Diversifikation? Wichtig ist es, wie auch die Exkursionen in unterschiedliche Regionen des Bundeslandes Salzburg gezeigt haben, eigene Ideen zu leben und diese in die Tat umzusetzen. Dabei kann der erzielte Gewinn nicht nur mit finanziellen Maßstäben, sondern auch mit sozialen Faktoren gemessen werden, beispielsweise der Arbeitszufriedenheit. Beratung kann hierbei begleiten, unterstützen und Rahmenbedingungen schaffen.

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Qualifizierungsmöglichkeiten

Wichtig ist es, jungen Menschen auf dem Weg einer landwirtschaftlichen Ausbildung Werte zu vermitteln und sie zu ermutigen, ausgestattet mit den notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen, ihren eigenen Weg zu finden. Das agrarische Bildungs- und Beratungssystem in Österreich sei dafür gut aufgestellt, so Franz Paller vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus, der in seinem Vortrag vielfältige Qualifizierungsmöglichkeiten vorstellte. Während einer Exkursion in den Bezirk Lungau konnten sich die Teilnehmenden in der Landwirtschaftlichen Fachschule Tamsweg von den Vorteilen einer außergewöhnlich praxisorientierten und nachhaltigen Ausbildung der Schülerinnen und Schüler vor Ort überzeugen.

Noch ein zweites Themenfeld beschäftigte die Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer: effiziente und digitale Methoden der Bildungs- und Beratungsarbeit. In mehreren Workshops wurden Strategien zur Online-Beratung, zu Webinaren, Farminaren sowie Verbindungen zwischen digitaler und analoger Weiterbildungswelt am Beispiel Augmented Reality vorgestellt. Auch Onlinetools eröffnen neue Möglichkeiten des Wissenstransfers – eine weitere Herausforderung für Lehr- und Beratungskräfte, denn nur technisch und methodisch gut qualifiziert können sie die Landwirtinnen und Landwirte optimal unterstützen.

Nächste IALB-Tagung vom 4. bis 8. Oktober 2020 in Lettland.

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