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Das Leuchtturmprojekt Smart Country Side bereitet Dörfer auf die digital vernetzte Welt vor und liefert Lösungen für demografische Probleme vor Ort.
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Was die Globalisierung und Digitalisierung an Veränderungen mit sich bringt, kann niemand genau vorhersagen. Sicher ist, dass sich viele Lebensbereiche mit hoher Geschwindigkeit verändern. Das betrifft Jung und Alt, Stadt und Land. Zusätzlich prägen der demografische Wandel und die Abwanderung junger Menschen in die Metropolen ganze Regionen; nicht nur in den neuen Bundesländern, sondern auch in Ostwestfalen-Lippe.

Chancen nutzen

Die Bewohnerinnen und Bewohner des ländlichen Raums sind entgegen landläufiger Meinungen über die Herausforderungen, die die digitale Transformation mit sich bringt, gut informiert und möchten die Chancen für sich und ihre Dorfgemeinschaft aktiv nutzen. Schon heute gibt es in den Orten zahlreiche Online-Initiativen: Die Vereine kommunizieren mit ihren Mitgliedern über WhatsApp oder Facebook. Websites werden durch kundige Bürgerinnen und Bürger erstellt, die ihr IT-Wissen auch ihren Nachbarinnen und Nachbarn zu Verfügung stellen.

Der Kreis Höxter hat als ländlich geprägte Region frühzeitig den Bedarf und die Möglichkeiten der Digitalisierung erkannt und geht mit dem jetzt laufenden Breitbandausbau, der allen ausbaufähigen Dörfern in den zehn Kommunen bis Mitte 2019 eine Bandbreite von mindestens 50 Mbit/Sekunde sichert sowie mit dem innovativen interkommunalen Leuchtturmprojekt Smart Country Side (SCS) neue Wege, die bundesweit Modellcharakter haben.

Das Projekt SCS bringt die Chancen der Digitalisierung in die Kreise Höxter und Lippe und liefert smarte Lösungen für die demografischen Probleme vor Ort. Zusammen mit Bürgerinnen und Bürgern aus 26 Modellorten entwickelt und erprobt das Projektteam bedarfsgerechte digitale Anwendungen, die bei Erfolg als Blaupause und Leitfaden für andere Dörfer dienen. Dazu zählen zum Beispiel eine digitale Dorf-Plattform, eine Kirchen-App, eine Smarte Bürgerhalle, ein digitaler Dorf-Hilferuf oder die digitale Fürsorge-Plattform. Ziel ist es, das nachbarschaftliche Miteinander im Dorf zu stärken.

SCS bereitet Dörfer und Bürgerinnen und Bürger auf die digital vernetzte Welt vor und stärkt damit die Daseins- und Gesundheitsvorsorge, die Teilhabe und Mobilität, das bürgerschaftliche Engagement sowie das generationsübergreifende Miteinander. Es kanalisiert die bisherigen Internet-Erfahrungen der Bürgerinnen und Bürger, stärkt ihre digitale Kompetenz und nutzt die Digitalisierung als Mittel zum Zweck, um neue, innovative Formen der Kommunikation, Kooperation und Vernetzung zwischen den Dörfern, den Dörfern und Kommunen sowie zwischen Stadt und Land zu etablieren.

Dem SCS-Projektteam ist es wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger den digitalen Wandel als Realität verstehen, denn dass die Digitalisierung da ist und die Zukunft der Gesellschaft nachhaltig prägen und verändern wird, ist sicher. Daher plädiert das Projekt SCS für einen offenen und selbstverständlichen, aber auch reflektierten Umgang mit digitalen Anwendungen, damit jede Bürgerin und jeder Bürger für sich entscheiden kann, was sie oder er nutzen möchte und was nicht. Diese Entscheidungskompetenz, die als Richtschnur für das eigene Denken und Handeln des Einzelnen im Alltag dient und die Teilhabe wie Souveränität des Einzelnen stärkt, wird durch das Projekt Smart Country Side gezielt gefördert.

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Dorf-Digital-Experten

So erhalten 150 Bürgerinnen und Bürger aus 16 Dörfern im Kreis Höxter 18 Monate lang die Möglichkeit, kostenfrei an Fachveranstaltungen, Vorlesungen, Exkursionen, praxisorientierten Trainings sowie an zertifizierten Schulungen der Volkshochschulen teilzunehmen. Das im Dezember 2018 vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung mit dem Innovationspreis ausgezeichnete Konzept "Digitale Kompetenz für Bürger im ländlichen Raum" sieht vor, dass die künftigen Dorf-Digital-Experten fundierte Einblicke in die Facetten der digital vernetzten Welt erhalten und gleichzeitig die versierte Handhabung digitaler Anwendungen üben. Sie lernen, wie man im Internet rechtssicher einkauft, Tickets bestellt, Verträge abschließt, sich Beratung holt, Informationsrecherchen betreibt und den digitalen Nachlass regelt. Sie können Smart Phone, Note-Book, Tablet, Smart TV und E-Reader geübt benutzen, Skype anwenden und Virenschutz installieren. Sie kennen die Vorgaben der Europäischen Datenschutzgrundverordnung und können dahingehend ihre Vereine beraten. Der Clou: Die Bürgerinnen und Bürger haben ihren Wissensbedarf vorab auf Dorfkonferenzen definiert, sodass das Konzept passgenau auf ihren Bedarf zugeschnitten werden konnte.

Mit ihrer Teilnahme verpflichten sich die künftigen Dorf-Digital-Experten, ihr gewonnenes Wissen ehrenamtlich an ihre Dorfgemeinschaften weiterzugeben und erhalten gleichzeitig als zusätzlichen Nutzen ein VHS-Zertifikat, das sie auch im beruflichen Kontext nutzen können. Die VHS Schulungen und die Ausstattung der vor Ort befindlichen Dorfgemeinschaftshäuser und Bürgerhallen mit sogenannten Lern- und Medienecken, das heißt technischem Equipment wie Notebooks, Tablets, Smart TV oder Beamer sowie Multifunktionsdrucker werden über das bundesweite Modellvorhaben "Land(auf)Schwung" gefördert.

Das aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) sowie von Land NRW geförderte innerkommunale Kooperationsprojekt SCS hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird für den Kreis Höxter von der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter mbH (GfW) und für den Kreis Lippe vom Zukunftsbüro betreut.

Stand: 20.03.2019

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