Die berufliche Bildung besaß als Qualifizierungsinstanz für alle wirtschaftlichen Bereiche schon immer eine hohe Bedeutung und das in Deutschland angewandte duale System der beruflichen Bildung findet international hohe Anerkennung. Die Vielzahl an möglichen Unternehmensformen, Betriebsstrukturen und -größen, Produktions- und Wirtschaftsverfahren sowie Spezialisierungsformen und zugleich vielfältige gesellschaftliche Erwartungen in Bezug auf Verbraucherschutz, Nachhaltigkeit, Tierwohl, Biodiversität und Integration bzw. Inklusion stellen die Berufsbildung in der Landwirtschaft in Deutschland vor unterschiedliche Herausforderungen.

Ziel der Studie "Arbeitsmarkt Landwirtschaft in Deutschland – aktuelle und zukünftige Herausforderungen an die Berufsbildung" Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) war es, den Arbeitsmarkt und die Berufsbildung in der Landwirtschaft zu betrachten und mit Fokus auf aktuelle Entwicklungen zu analysieren. Die methodische Konzeption der Studie basiert auf umfangreichen Analysen und Erhebungen von Primär- sowie Sekundärdaten.

Das Projekt wurde von einem Beirat begleitet, durch den Akteurinnen und Akteure der landwirtschaftlichen Berufsbildung (Sozialpartnerinnen und Sozialpartner, zuständige Stellen für landwirtschaftliche Berufsbildung, Berufs- und Fachschulen sowie Hochschulen des Agrarbereichs) und Vertreterinnen und Vertreter aus Fach- und Wirtschaftsverbänden haben mit ihrer Arbeit im Beirat maßgeblich Ausrichtung, Inhalt und Umfang der Untersuchungen beeinflusst. Die Studie wurde von der AFC Public Services GmbH und der ISG Institut für Sozialforschung und Gesellschaftspolitik GmbH durchgeführt.

Ergebnisse

Erhebung der derzeitigen Arbeitsmarktstrukturen

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich der Arbeitsmarkt in der Landwirtschaft teilweise stark vom Arbeitsmarkt insgesamt unterscheidet. Die Altersstruktur der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft ist im Vergleich zur übrigen Erwerbsbevölkerung im Durchschnitt deutlich in Richtung eines höheren Alters verschoben. Hinzu kommt ein hoher Anteil an Saisonarbeitskräften, wohingegen der Anteil an Arbeitskräften mit höheren Qualifikationen vergleichsweise gering ist. Es gibt jedoch Hinweise, dass das Anforderungsprofil auf dem Arbeitsmarkt Landwirtschaft zukünftig steigen wird. Insgesamt wird zudem die Anzahl an Familienarbeitskräften weiter abnehmen. Das Einkommensniveau in der Landwirtschaft fällt geringer aus als in allen Branchen insgesamt.

Analyse der aktuellen beruflichen Bildung

Die Analyse der agrarischen Bildungswege und Bildungsangebote zeigt, dass die Aus- und Weiterbildungsangebote in der Landwirtschaft sehr vielseitig sind und die Ausgestaltung der agrarischen Bildungswese maßgeblich von den Rahmenbedingungen des landwirtschaftlichen Arbeitsmarktes abhängen. Vor dem Hintergrund des „Lebenslangen Lernen“ sind insbesondere Fort- und Weiterbildungsangebote von hoher Relevanz. Umfangreichere Berufsinformationen können bei der Berufs- oder Ausbildungswahl sehr hilfreich sein, indem sie Interessierten alltägliche Einblicke in den Beruf bzw. die Ausbildung gewähren und somit das Interesse für einen Beruf in der Landwirtschaft wecken können.

Entwicklungsbedarf der beruflichen Bildung

Der landwirtschaftliche Arbeitsmarkt unterliegt seit längerer Zeit einem kontinuierlichen Wandel, der sich auch auf die Anforderungen an die berufsspezifische Ausbildung auswirkt. Auf Basis der Studienergebnisse ist davon auszugehen, dass sich dieser Wandel auch in den kommenden Jahren weiter fortsetzen wird, und dass damit auch der Handlungsbedarf für Anpassungen der landwirtschaftlichen Berufsbildung zunimmt.

Mit den – möglichen – Entwicklungen des Arbeitsmarktes Landwirtschaft verändern sich auch die Rahmenbedingungen und spezifischen Anforderungen an die agrarische Berufsbildung. Für diese lassen sich Einschätzungen zu den zentralen Herausforderungen ableiten. Die Bedarfsprognosen für die agrarische Berufsbildung sind wie der Arbeitsmarkt selbst maßgeblich bestimmt durch externe, übergeordnete sowie interne Faktoren. Insgesamt konnten im Rahmen der Studie sechs Schlüsselfaktoren identifiziert werden, die sich auf das System von Aus- und Weiterbildung künftig auswirken.

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